"Verdichtung" lautet eines der wichtigsten Schlagwörter modernen Managements.

Verdichtung bedeutet: Frequenzen erhöhen, Druck erhöhen, Effizienz, bzw. Wirkungsgrade erhöhen.

All diese Begriffe lassen sich auch auf eine klassische Maschine anwenden: Die Dampfmaschine.

Dabei gibt es z.B. leichte, hochfrequent laufende "Nähmaschinen" oder mächtige, schwere Langhuber.

Bei beiden wird die Energie im System über die Dampfzufuhr gesteuert und über die Schwungräder gehalten.

In Coachingsituationen hat mir dieses Bild, die Auseinandersetzung mit "Dampfmaschinen" immer wieder geholfen, um mit Menschen über Ihre Reaktionen auf Belastungswechsel nachdenken zu können:

Belastungswechsel entstehen innerhalb der Arbeit - oder aber durch den Wechsel zwischen privatem und professionellem Umfeld.

Die "Nähmaschinen" können sich z.B. grundsätzlich zwar schnell anpassen, schnell die Drehzahl ändern, auf wirklich abrupte Belastungswechsel reagieren sie jedoch sehr empfindlich. Im Bild der Dampfmaschine: Stecke ich eine Eisenstange in die Speichen des kleinen Schwungrades, zerschlägt der Stopp im Zweifelsfall der Maschine das gesamte Gestänge: Im Arbeitsalltag findet sich dieses "Zerschlagen" in hektisch wirkenden, emotionalen Ausbrüche oder gar vollständigen Zusammenbrüche. Mangelt es an Schmiermittel überhitzen "Kurzhuber", laufen sich fest. Dafür lassen sie sich schnell "abschalten" und ebenso schnell wieder "anfahren". Bin ich im Typ ein "Kurzhuber", so bedarf ich dementsprechend kontinuierlicher Anregung, Pflege und Zuwendung, sensibler Steuerung, durch andere, aber auch durch mich selbst. Zu guter Letzt: Drehfreudige Maschinen tun sich schwer mit hohen Lasten - mögen lieber viele kleine Aufgaben, statt einer großen.

Die "Langhuber" mit ihren gewaltigen Schwungrädern haben andere Thematiken: Sie walzen im Zweifelsfall jeden äußeren Einfluss nieder, haben eine ausgeprägte Eigendynamik - die in die Speichen gesteckte Eisenstange wird einfach weggefegt. Geht der "Langhuber" in Urlaub, d.h. der Dampf wird abgestellt, läuft das Schwungrad noch lange nach - und steht es dann (endlich) mal, bedarf es großer Energien es wieder in Gang zu setzen. Langhuber sollten dementsprechend längere Urlaube mit bewussten Übergangsphasen planen - sonst bleibt das Schwungrad voll in Betrieb und von der Familie wird der Urlaub kaum als solcher erlebt, oder aber bei der Rückkehr in den Betrieb brauchen sie "ewig", um "wieder auf Touren zu kommen". Das gewaltige Schungrad mit seiner hohen Masse tut sich einmal auf Touren gebracht auch schwer mit Kurskorrekturen - dafür kann es wirklich große Lasten bewegen.

Man kann im Dampfmaschinenbild weitere Fragen aufwerfen: Woher kommt der Dampf? Gibt es Sicherheitsventile?

Wie alle Bilder erfasst die "Dampfmaschinendiskussion" immer nur Teilaspekte der Wirklichkeit, darf man das Bild nicht überstrapazieren: Niemand "ist" wirklich diese oder jene Maschine.

Aber Bilder erzeugen gerade durch diese Reduzierung von Wirklichkeit neues Verständnis, vereinfachen Zugänge zu persönlichen, emotionalen Themen.

Welche Maschine würden Sie also für sich wählen?